Text by Gunter Reski, 2007
Eigentlich nennt sich so etwas wohl Cut-outs. Das klingt aber viel zu grafisch und als sei da irgendwas in Photoshop freigestellt worden. Die Papierarbeiten von Tanja Bedrinana wirken eher wie behutsam archäologisch freigelegt. Die Kantenführung kennzeichnet eine irritierend große unbeholfene Selbstverständlichkeit. Der Menschenkörper zeigt sich hier meist in offen (an der Wand) arrangierten Teilstücken, ohne dass man je an Verletzung oder lebensbedrohliche Zerstückelung denken würde. Man vermisst in keinem Moment den menschlichen Körper als Ganzes. Die getrennten Teile des Ganzen ergeben viel mehr an gesamten Möglichkeiten. Ja, dieser Arm oder jenes Leibteil hat sich vollständig zu Recht verselbstständigt, wie sein altertümlicher Anschein mit augenscheinlich langer Dauerhaftigkeit zu verstehen gibt. Schnell gealtertes Modevokabular wie „posthuman“ oder „Körperbaustelle“ werden hier locker durch eine bezaubernd archaische Anmutung eingefangen und überholt. Das ist jedoch nur ein Teilaspekt, und fängt schon wieder an systematisch zu klingen. Es gibt mitunter auch schemenhaft gemalte Figuren als Ganzes. Intakt wirken sie dadurch auch nicht. Eher wie eine letzte Versammlung als Gesamtes kurz vor Verabschiedung der alsbald freigesetzten Einzelteile. Alles guckt dich immer direkt an. Als wärst du auch so eine bestückt vertraute Wand oder malerisch hingehauchter Teil derselben. Die gemalte Anmutung flirrt zwischen papierner Versteinerung und leicht erhaben verlebten Schattenwesen. Wir sind da. Uns hat keiner gerufen. Wir bleiben noch lange. Und werden auch nicht rufen.